Über Begriffe
Ich bin eine Frau.
Keine Cis-Frau
Inge Bell, 7. August 2020, Social Media
Keine Frau*
Kein Mensch mit Menstruationshintergrund
Keine menstruierende Person
Keine Bluterin
Keine Person ohne Penis
Keine Vorderloch-Habende/Front hole haver
Kein Individuum mit Gebärmutter
Keine gebärende Person
Keine Person mit Eierstöcken
Keine Nicht-Transfrau
Keine FLINT
Ich bin einfach eine Frau.
Diesen Text postete die Frauenrechtlerin Inge Bell am 7. August 2020 bei Facebook und Twitter. Sie löste damit einen kleinen Shitstorm aus.
Wieso?
Der Begriff „Frau“ und alle zum weiblichen Körper gehörenden Organe und Vorgänge werden seit einigen Jahren zum Schauplatz für ideologische Kämpfe. Männer, die gerne Frauen wären, möchten nun ebenfalls von dem Begriff eingeschlossen werden – darum findet sich in vielen Texten von politischen Initiativen das Wort mit einem Sternchen versehen, Frau*. Dadurch soll der „Konstruktionscharakter“ von „Geschlecht“ signalisiert werden. Das mag auf das soziale Verständnis von Geschlecht („gender“) zutreffen, die materialistischen Begebenheiten sind aber nicht konstruiert.
Denn „Frau“ ist die Bezeichnung für eines der beiden biologischen Geschlechter. Für Menschen, die mit dem Potenzial geboren werden, weibliche Gameten zu produzieren. Für Menschen mit XX-Chromosomen. Für erwachsene weibliche Menschen. Von diesen biologischen Standard-Kriterien gibt es Abweichungen, ja. Und ja, auch eine unfruchtbare Frau ist eine Frau. Auch eine Frau ohne Gebärmutter ist eine Frau. Ein Mann kann aber nie eine Frau werden.
Und ja, es gibt in Deutschland 0,07% Intersexpersonen (die aber in der Regel tendenziell ebenfalls eher dem weiblichen oder dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden können). Das betrifft aber nur die, die es tatsächlich haben. Das heißt nicht, dass sich alle ihr Geschlecht aussuchen können.
Das biologische Geschlecht wird bereits bei der Befruchtung determiniert. Es ist unveränderlich. Kein biologischer Mann ist je eine biologische Frau geworden, keine biologische Frau je ein biologischer Mann. Auch wenn durch chirurgische Eingriffe und Hormongabe einzelne physiologische Phänomene beeinflusst werden können, ist das biologische Geschlecht dennoch in jeder Zelle des Körpers verankert.
Für diese beiden Geschlechter brauchen wir eindeutige Bezeichnungen.
Woher kommt der Begriff „Frau“ und wieso benötigen wir ihn?
Wieso, könnte man sich fragen, brauchen wir überhaupt einen Begriff für „Frau“, für das weibliche Geschlecht? Was hat das mit Politik zu tun? Diese Fragen sollen nach einem kurzen Ausflug in die Begriffsgeschichte beantwortet werden.
Begriffsgeschichte
Ein Blick in ein etymologisches Wörterbuch1 kann helfen, die Begriffe historisch zu verstehen.
Beginnen wir mit „Mann“, denn das ist einfach.
„Mann“, mittelhochdeutsch „man“, leitet sich aus germanisch „manōn“ ab, was für „Mann, Mensch“ steht, und ist seit dem 8. Jahrhundert belegt. „Mann“ ist also der Default und das Synonym für „Mensch“ (so auch in anderen Sprachen, etwa im Englischen, wo „man“ oder „mankind“ ebenfalls „Mensch(heit)“ bedeutet).
Für Menschen weiblichen Geschlechts hingegen gibt es mindestens fünf Bezeichnungen: Weib, Jungfrau, Fräulein, Frauenzimmer und Frau.
Das „Weib“, mit neutralem Genus, ist ebenfalls seit dem 8. Jahrhundert belegt und leitet sich aus germanisch „weiba“ ab. Die Wortherkunft ist nicht eindeutig zu klären. Es wurde historisch nicht durchgängig verwendet (im Gotischen etwa nicht) und ist mittlerweile ein abwertender Begriff für eine Frau.
Die „Jungfrau“ ist seit dem 11. Jahrhundert belegt und leitet sich vom Mittelhochdeutschen „juncvrou(we)“ ab, was erst als „junge Herrin“, später dann verallgemeinernd als „junge (unverheiratete) Frau“ verwendet wurde. Es war also ursprünglich an einen gewissen gesellschaftlichen Stand geknüpft („Herrin“). Mittlerweile werden damit Frauen bezeichnet, die noch keinen Penetrationssex hatten.
Das „Fräulein“ als Diminutiv zu „Frau“ bedeutete im Mittelhochdeutschen „Mädchen, junge Frau vornehmen Standes“, wobei der Begriff, als der Aspekt des Unverheiratetseins stärker hervortrat, irgendwann von „Jungfrau“ ersetzt wurde. Bis ins 19. Jahrhundert hinein bezeichnete Fräulein eine „unverheiratete Frau aus dem Adelsstande“, war also ebenfalls ein Hinweis auf den sozialen und Ehestand. In Deutschland wurde das „Fräulein“ als offizielle Anrede erst 1972 abgeschafft.
Das „Frauenzimmer“ ist zunächst eine Kollektivbezeichnung, die im 15. Jahrhundert den adeligen Hofstaat – Personen beiderlei Geschlechts – einbezieht. Es waren damit zunächst tatsächlich die Räumlichkeiten gemeint, in denen sich die Gefolgsleute einer Hausherrin aufhielten. Ab dem 17. Jahrhundert wurde es auch für einzelne Frauen verwendet und ist mittlerweile veraltet.
Die „Frau“ ist seit dem 9. Jahrhundert belegt, mittelhochdeutsch „vro(u)we“, was wiederum aus dem vordeutschen „frawjōn“, was „Herrin“ bedeutet, entstanden ist. Damals bedeutete es nicht einfach „erwachsener weiblicher Mensch“, sondern „erwachsener weiblicher Mensch adeligen Standes, Edeldame, Herrin“. Es ist also ebenfalls eine ursprünglich an den sozialen Stand (und den Ehestand) geknüpfte Bezeichnung für erwachsene weibliche Personen. Da es aber trotzdem immer den Bedarf nach einem Wort gab, um Frauen zu bezeichnen, verlor sich die „adelige“ Komponente nach und nach. Allerdings wurde noch bis ins späte 20. Jahrhundert sprachlich zwischen Frau und Fräulein, also nach dem Ehestand, unterschieden. Das heißt, dass „Frau“ seit nicht einmal 50 Jahren der Begriff für weibliche erwachsene Menschen jedes (Ehe-)Standes ist. Darum geben wir ihn auch nicht auf.
Der Sprachwissenschaftler Jochen A. Bär hat das Wort „Frau“ ebenfalls betrachtet und kam zu folgendem Schluss:
„Zum Glück für die Menschheit besteht die Hälfte der Menschheit aus Frauen. In der Sprache spiegelt sich das nicht wieder. Die Häufigkeitsskala der deutschen Sprache verbucht Frau auf Rang 200 (das häufigste Substantiv ist Zeit auf Rang 90). Es kommt damit im allgemeinen Sprachgebrauch wesentlich seltener vor als das Wort Mann (Rang 146; der Häufigkeitsunterschied, betrachtet man die absoluten Zahlen, beträgt ca. 30 %) oder gar das Wort Herr, das Rang 119 einnimmt. Dass Frauen in der allgemeinen Sprache auch sonst zu kurz kommen oder gar verschwiegen werden, lässt sich an der immer noch verbreiteten Gewohnheit erkennen, männliche Formen auch dort zu verwenden, wo man nicht nur Männer meint. Man redet von Schülern, Studenten, Lehrern, Ärzten, Professoren. Freilich hat das grammatische Geschlecht, das Genus, mit dem natürlichen Geschlecht, dem Sexus, historisch nicht das Geringste zu tun. Aber neuere psycholinguistische Studien haben gezeigt, dass man bei Studenten, Lehrern, Professoren usw. eben doch in erster Linie an Männer denkt.“2
Historisch gesehen gab es also lange kein Wort, das alle Frauen aus allen sozialen Ständen zugleich bezeichnete. Die Gemeinsamkeit der Begriffe ist, dass sie „Nicht-Männer“ bezeichnen. Allerdings ist das Mittelalter vorbei, die Ständegesellschaft abgeschafft, und „Frau“ bezeichnet, wie oben erklärt, einen erwachsenen weiblichen Menschen jeden Standes.
Seit einigen Jahren erleben wir aber die Tendenz, dass der Begriff „Frau“ als Kategorie aufgeweicht wird. Er soll nun auch Nicht-Frauen bezeichnen, oder besser gesagt Männer, die keine Männer sein wollen oder sich in stereotypen Männlichkeitsbildern nicht wiederfinden. „Mann“ bleibt also weiterhin stabil, während „Frau“ zur Sammelkategorie wird. Doch das war nicht genug, mittlerweile versuchen einige Menschen, die Unterkategorien „Cis Frau“ und „Trans Frau“ zu etablieren – wobei „Cis Frau“ eine tatsächliche Frau, „Trans Frau“ einen Mann, der gerne eine Frau wäre, bezeichnen soll.3
„Transmänner“, also Frauen, die lieber ein Mann wären, sind – obwohl es von ihnen viel mehr gibt als etwa von Männern, die lieber Frauen wären – im medialen Diskurs stark unterrepräsentiert. In der Berichterstattung hingegen sind JournalistInnen sehr eifrig dabei, das Wort „Frau“ zu tilgen; so werden Hinweise auf Prostataerkrankungen weiterhin korrekterweise nur an Männer gerichtet, während Verlage ihre Autorinnen auffordern, in Schwangerschaftsratgebern das Wort „Frau“ zu streichen.4
Wieso ist das ein Problem?
Frauen, die immerhin die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen, benötigen eine fixe Bezeichnung für ihr Geschlecht. Denn Frauen werden aufgrund ihres biologischen Geschlechts unterdrückt. Frauen werden aufgrund ihrer Biologie, ihrer Frauenkörper, beleidigt, misshandelt, an den Genitalien verstümmelt, vergewaltigt, verschleppt, versklavt und getötet. Weltweit sind Frauen die mit Abstand größte gefährdete Gruppe.
Das hat nichts mit Gendergefühlen zu tun, sondern mit der physischen Realität, mit dem biologisch weiblichen Körper. Um diese Ungerechtigkeit bekämpfen zu können, brauchen wir einen Begriff. Wir brauchen eindeutige Kategorien, damit Schutzmaßnahmen ergriffen und bereitgestellt werden können, etwa in Bezug auf Schwangerschaft und Schutz vor Ausbeutung, aber auch, um den Zugang zu spezifischen Schutzangeboten reglementieren zu können – Schutzangebote, die bestehen, damit Frauen vor Männern geschützt werden, wie etwa Frauentoiletten, Frauenumkleiden, Frauenhäuser. Sexistische (im Sinne von „sex“ = biologisches Geschlecht) Diskriminierung kann sonst nicht mehr als solche benannt werden, wie etwa der Fall der Mutter belegt, deren Klage abgeschmettert wurde, nachdem sie wegen des Stillens sexistisch diskriminiert wurde – mit der Begründung, dass ja auch „Männer stillen könnten“.5 Man kann über die Unterdrückung von Frauen aufgrund ihres biologischen Geschlechts nur sprechen und sie bekämpfen, wenn man Frauen als biologisch weibliche Menschen definiert.
Das Instrument für diese Unterdrückung ist „Gender“ (auch: soziales Geschlecht), also Rollenzuweisungen aufgrund des biologischen Geschlechts. Diese existieren innerhalb von Gesellschaften und Kulturen.
Patriarchale Genderrollenzuschreibungen wären etwa, dass die männliche Rolle den Hausherrn, das Familienoberhaupt, den Brötchenverdiener darstellen muss, dass er seinen Willen notfalls mit Gewalt durchsetzt, dass seine Bedürfnisse und Ansprüche Priorität haben, besonders im sexuellen Bereich. Hinzu kommen Zuschreibungen von Charaktereigenschaften wie „rational“, „durchsetzungsstark“, „vernünftig“.
Die weibliche Rolle ist im Patriarchat der männlichen untergeordnet; sie hat Kinder zu kriegen, attraktiv, umsorgend und häuslich zu sein, viele Gefühle zu zeigen und die (sexuellen) Ansprüche des Mannes zu erfüllen.
Daraus folgt, dass die männliche Rolle die dominante ist und sein muss und sich notfalls mit Gewalt durchsetzt, während die weibliche sich zu unterwerfen hat. Daraus resultiert häusliche Gewalt, Mord an Frauen, aber auch eine verherrlichende Haltung zu Prostitution und Schwangerschaftsprostitution / „Leihmutterschaft“.
Die Rollen können erfüllt werden oder nicht, aber sie sind nicht dem Menschen bzw. Frauen und Männern innewohnend. Die genderkritische Perspektive wehrt sich gegen diese sozial konstruierten Zuweisungen. Der individuelle Charakter sollte nichts mit dem biologischen Geschlecht zu tun haben. Jede Person jeden Geschlechts kann und soll jede Charaktereigenschaft und jede Vorliebe haben und ausleben, ob laut oder leise, lieb oder zornig, musisch oder eher handwerklich interessiert.
Zusätzlich sind eindeutige Differenzierungen zwischen Frau und Mann allein schon aufgrund der biologischen Materialität notwendig, vor allem im medizinischen Bereich. Frauen- und Männerkörper unterscheiden sich nicht nur durch ihre Geschlechtsorgane, sondern durch die gesamte Physiologie – Knochenbau, Muskelaufbau, endokrinologisches System etc. In der Medizin ist der Mann noch immer der Prototyp, der Standard, das Synonym für Mensch. Studien zu Therapien und Medikamenten werden weiterhin zu einer großen Überzahl ausschließlich an Männern betrieben. Dass das eine Gefahr für Frauen darstellt, wurde in den letzten Jahren hinreichend belegt; etwa dadurch, dass Männer und Frauen andere Symptome, z.B. beim Herzinfarkt, aufweisen oder dass Medikamente bei Frauen anders wirken als bei Männern.6
Frauen werden unterdrückt, weil sie als Frauen geboren wurden. Die individuelle Identität, der Charakter, ist dabei irrelevant.
In diese biologische Realität kann man sich nicht „hineinidentifizieren“. Die subjektive Wahrnehmung spielt diesbezüglich keine Rolle. Der Körper – ob er gefällt oder nicht – ist in seiner Grundanlage unveränderlich, denn selbst wenn einzelne Körperteile modifiziert werden, bleibt der Mensch doch entweder eine Frau oder ein Mann, bis in die letzte Zelle. Auch hunderte Jahre nach dem Tod ist noch feststellbar, ob es sich bei den Überresten um die einer Frau oder die eines Mannes handelt. Das hat nichts mit Gefühlen und alles mit objektiver Realität zu tun.
Ohne den Begriff „Frau“ gibt es auch keine Frauenbefreiung, gibt es keinen Feminismus. Wenn „Frau“ sowohl Mann als auch Frau bedeuten kann, ist der Begriff aussagelos. Von Frauen zu verlangen, die Bedürfnisse von Männern im feministischen Kampf zu berücksichtigen und sogar zu fokussieren, ist der Inbegriff des Patriarchats, von männlichen Machtansprüchen. Geschlechtsoperierte Männer oder Männer, die sich gegensätzlich zu sexistischen Stereotypen kleiden oder verhalten, haben bestimmte Bedürfnisse, auf jeden Fall. Aber wir sollten doch viel eher daran arbeiten, Genderstereotype zu durchbrechen – es wäre viel progressiver, wenn ein Mann „weiblich“ konnotierte Verhaltens- und Ausdrucksweisen ausleben würde und somit einfach das „klassische“ Männlichkeitsbild sprengt und das Spektrum an Männlichkeit erweitert, statt sexistische Stereotype noch zu essentialisieren. Die Bedürfnisse dieser Männer sind aber eigene, spezifische Bedürfnisse, und die haben nichts mit Frauen, Feminismus oder Frauenbefreiung zu tun.
Frauen sind die einzigen, die sich nicht einmal in ihrem eigenen Befreiungskampf um die eigenen Belange kümmern dürfen. Das ist nicht akzeptabel. Auch darum brauchen wir eine klare Sprache.
Das größte Problem an der künstlichen Umdefinition des Wortes „Frau“ ist, dass wir Frauen uns nicht mehr politisch organisieren können, wie Suzanne Moore bereits rhetorisch im Guardian fragte:
„If we can’t define what a woman is, how can we organise politically?“7
Die Antwort lautet: Wir können es nicht. Wenn es Gerechtigkeit für Frauen gäbe, bräuchten wir es auch nicht. Wenn keine einzige Frau aufgrund ihres biologischen Geschlechts mehr gedemütigt, ausgebeutet, als Kind verheiratet, verschleppt, geringgeschätzt oder missbraucht wird, erst, wenn echte Gleichstellung vorhanden ist, erst dann bräuchten wir den Begriff nicht mehr, um politisch agieren zu können. Allerdings ist das nicht der Fall und Frauen — immerhin die Hälfte der Menschheit — haben dessen ungeachtet ein Recht auf eine eigene Bezeichnung.
Wir können ohne eine Bezeichnung für unser Geschlecht nicht die Missstände anprangern, die uns tagtäglich das Leben erschweren, wir können nicht die viel zu geringen Verurteilungen für Vergewaltigungen kritisieren, die unerträglich hohen Zahlen in Bezug auf Gewalt gegen Frauen. Wir können keine Schutzräume für Frauen schützen, bereithalten und errichten, wenn „Frau“ alles bedeuten kann – auch „Mann“, vor dem dieser Schutz in der Regel überhaupt erst benötigt wird.
Sprache ist freilich auch ein Herrschaftsinstrument. Wer das Recht hat, Begriffe und Sachverhalte zu bestimmen, der hat die Macht.
Andrea Dworkin schrieb dazu:
Men have the power of naming, a great and sublime power. This power of naming enables men to define experience, to articulate boundaries and values, to designate to each thing its realm and qualities, to determine what can and cannot be expressed to control perception itself.
Ich sehe keinen Grund dafür, wieso Frauen dieses Recht verwehrt bleiben sollte. Außer den, dass das einigen Männern missfallen könnte.
Es stellt also eine reale Benachteiligung dar, wenn der Begriff „Frau“ als Kategorie nicht mehr eindeutig verwendet werden kann. Biologie ist nicht inklusiv.
Wieso sind Begriffe wie „Transmann“ und „Transfrau“ abzulehnen?
Frauen werden aufgrund ihres Geschlechts unterdrückt.
Sobald wir die Sprache der Genderideologie sprechen, bestätigen wir deren Legitimität. Was soll aber „Gender“ sein, wenn nicht rein subjektive Gefühle, gesellschaftlich konstruierte Erwartungen und purer Sexismus? Wenn wir uns auf Begriffe einlassen, die entgegen der Realität stehen, perpetuieren wir nur die Ideologie, die Geschlechtergefühle statt realen Zuständen als ausschlaggebend für Geschlecht und Diskriminierung ansehen.
Klare Sprache ist notwendig. Wir stellen uns gegen patriarchale Sprache. Sprache kann Unterdrückung herausstellen, oder sie verschleiern. Letzteres geschieht, wenn wir die Sprache derer, die biologische Realitäten ablehnen, sprechen.8
„Trans“ gibt es nur, wenn man glaubt, dass Menschen ihr Geschlecht verändern können. Wenn man glaubt, dass mit „Geschlecht“ essenzielle Eigenschaften jenseits des Körpers einhergingen. Wenn ich jemanden „Transfrau“ nenne, bestätige ich, dass dieses (männliche) Individuum eine Art von Frau sei, wie etwa eine kleine Frau, eine blonde Frau, eine niederländische Frau. Eine „Transfrau“, also ein Mann, der lieber eine Frau wäre, ist und bleibt aber genau das: ein Mann. Ein Mann, der von seiner Umwelt, aber gezielt von Frauen verlangt so zu tun, als wäre er ebenfalls eine Frau. Ein Mann, der anderen vorschreibt, seine Illusion sprachlich zu spiegeln und ihr somit zuzustimmen. Ein Mann, der von Frauen verlangt, eine faktische Unwahrheit als Wahrheit anzuerkennen – er tut so als wäre er eine Frau und verlangt von Frauen, dass sie ebenfalls so tun. Diese Anspruchshaltung ist typisch männliches Machtverhalten. Ein Mann zu sein ist nichts Schlimmes, sondern einfach ein unveränderlicher Zustand. Ein aufdringlicher, respektloser Mann zu sein hingegen ist etwas Negatives. Das liegt allerdings in der Hand des Individuums. Kein Geschlecht ist per se besser oder schlechter als das andere.
Verhalten, Kleidung und Empfindungen mit „Geschlecht“ zu verknüpfen, ist purer Sexismus. Die Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen weltweit hat aber nichts mit dem Ausleben sexistischer Stereotype zu tun. Sondern mit unserem weiblichen Körper. Männer vergewaltigen Mädchen, Kinder, selbst Kleinkinder, nur aufgrund ihres weiblichen Geschlechts, noch lange bevor sie sich sozial geschlechtskonform verhalten könnten. Die Unterdrückung findet aufgrund unserer Körper statt. Nicht aufgrund unserer Identität.
Wieso also der Shitstorm?
Inge Bell hat sich dem Narrativ, das von vielen GenderideologInnen wiederholt und eingefordert wird, nicht gebeugt. Sie beugt sich nicht den Wünschen unser Unterdrücker. Sie – wie viele Frauen mit ihr – sieht nicht ein, wieso der Begriff „Frau“ aufgeweicht werden soll. Wieso der Begriff nun auch für Männer verwendet werden soll. Wieso sie ihr Geschlecht und ihre körperliche Realität auf einzelne Körperfunktionen reduzieren soll. Wieso sie ihre und unsere Schutzräume und Errungenschaften aufgeben soll, nur, weil Männer es so wollen.
Frauen aufgrund ihres Geschlechts zu diskriminieren, zu unterdrücken und im Anschluss auch noch zu leugnen, dass es so etwas wie „Frau“ als stabile Einheit überhaupt gibt: das ist der Inbegriff patriarchaler Machtausübung. Als würde man jemandem konstant gegen das Schienbein treten und dann behaupten, dass das Schienbein gar nicht existiert.
„Frau“ bezeichnet einen erwachsenen weiblichen Menschen.
Darum: Nein.
Männer haben darin keinen Platz. Der Begriff „Frau“ ist schon besetzt. Kommt darüber hinweg.
(Aktualisiert am 29.9.2020, 19:54 Uhr und am 16.1.2021, 11:20 Uhr.)
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Hinweis: In diesem Beitrag wurde sich gezielt auf die sich als „trans“, „trans Frau“ oder „Transfrau“ bezeichneten Männer fokussiert, weil sie und ihre Forderungen derzeit die größte Gefahr für Frauen darstellen. Sie kolonialisieren Frauenorganisationen und Frauenräume, rauben Frauen Möglichkeiten und Plätze wie etwa Stipendien, Sportpreise, explizit für Frauen ausgeschriebene Jobs, fordern Zugriff auf Frauenressourcen und Frauenkörper (davon sind besonders Lesben betroffen, vgl. „Cotton Ceiling“ und „Get the L out“, oder hier: Link) und verlangen all das in oft sehr misogyner Art und Weise. Zudem behalten zwischen 70-80% der Männer, die sich als Frau ausgeben, ihren Penis. Anders sieht es bei Mädchen und Frauen aus, die lieber Männer wären – hier unterziehen sich je nach Datengrundlage 70% medizinischen Eingriffen, sie legen viel weniger männlich-toxisches Verhalten an den Tag (weil sie eben nicht männlich sozialisiert wurden). Sie machen einen Großteil der sich tatsächlich Operierten aus, sind im medialen Diskurs aber kaum repräsentiert. Vermutlich auch, weil sie Frauen sind.
Fußnoten:
1Lemmata ,Frau‘, ,Jungfrau‘, ,Mann‘, ,Weib‘ in: Friedrich Kluge: Etymologische Wörterbuch der deutschen Sprache Bearbeitet von Elmar Seebold. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Berlin, New York: De Gruyter 2002.
2Jochen A. Bär: Das Jahr der Wörter, Folge 67 (8. März): „Frau“. Zitiert nach: http://www.baer-linguistik.de/beitraege/jdw/frau.htm [Letzter Zugriff: 28.8.2020].
3Quelle dazu, wieso die Nutzung von „Cis“ frauenfeindlich ist: https://notthenewsinbriefs.wordpress.com/2020/07/16/objections-to-cis/ [Letzter Zugriff: 28.8.2020].
4So schrieb die Autorin Silke Plagge am 11. Juni 2020 auf Twitter: „Nein, ich werde nicht schwangere Personen schreiben. Ja, ich weiß, dass es Menschen mit Uterus gibt, die keine Frauen sind. Aber wieviele werden schwanger? Ich bekomme Auforderungen, in meinen Büchern das Wort „Frau“ zu streichen. Mich macht das wütend und traurig.“ Quelle: https://twitter.com/silkeplagge/status/1271040469833785349?s=20 [letzter Zugriff: 26.9.2020].
5Quelle: http://www.rawstory.com/2015/02/supreme-court-lets-stand-ruling-that-firing-woman-for-breastfeeding-not-sexist-because-men-can-lactate/ ) [Letzter Zugriff: 28.8.2020].
6 Quelle: https://www.aerztinnenbund.de/Geschlechtsspezifische_Medizin.0.329.1.html?sid=jr15p9sbac703lojcsr9h667v4
Leichter Einstieg in die Thematik: Neo Magazin Royal zum Thema „Geschlechtsspezifische Medizin“: https://www.youtube.com/watch?v=SZlDZq45D54 ) [Letzter Zugriff für beides: 28.8.2020].
7Suzanne Moore: If we can’t define what a woman is, how can we organise politically?“. Beitrag vom 3. August 2020 in „The Guardian“. https://www.theguardian.com/commentisfree/2020/aug/03/define-what-a-woman-is-organise-politically-suzanne-moore [Letzter Zugriff: 28.8.2020].
8Hierzu hat die britische Feministin Julia Long einen sehr guten Kurzvortrag gehalten: https://www.youtube.com/watch?v=MlwKCfB5FVs [Letzter Zugriff: 28.8.2020].
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